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Heulersaison im Wattenmeer

Seehunde bringen ihre Jungen zwischen Anfang Juni und Ende Juli zur Welt, damit sie einen Sommer lang Zeit haben, sich genügend Speck anzufuttern um den Winter zu überstehen. In dieser Zeit liegen die Seehundmütter mit ihren Jungtieren häufig auf den Sandbänken des Wattenmeers oder der Unterläufe der großen Flüsse. Werden die Elterntiere gestört oder gestresst, kann es passieren, dass sie panisch ins Wasser abtauchen und das Jungtier ihnen nicht folgen kann. Dann wird ein solcher Jungseehund zum Heuler, der mit lauten Rufen versucht, seine Mutter wieder anzulocken. Viel zu häufig gelingt ihm das nicht und er bleibt entweder seinem Schicksal überlassen oder muss in einer Seehundauffangstation von Menschenhand aufgepäppelt werden. Wir Paddler können dazu beizutragen, dass weniger junge Seehunde von ihren Müttern getrennt werden. Wenn wir eine Gruppe Seehunde sehen, freut das natürlich erst einmal unser Paddlerherz. Wenn diese schwimmen und ab und zu ihren Kopf aus dem Wasser strecken, um uns zu beobachten: alles gut! Die Tiere sind in ihrem Element und die Neugier treibt sie dazu, zu gucken was da an der Oberfläche schwimmt. Wenn wir leise sind, hektische Bewegungen vermeiden und uns idealerweise treiben lassen, siegt gar nicht so selten die Neugier im Seehund und er schwimmt auf uns zu um diese großen bunten Robben etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Wenn die Seehunde auf der Sandbank liegen, gilt erst einmal Abstand halten. Im Idealfall können wir sie durch ein Fernglas beobachten ohne sie aufzuschrecken. Die Sandbank auf der die Robben liegen, ist insbesondere in dieser Jahreszeit für uns tabu, egal ob im Schutzgebiet oder außerhalb. Wenn wir an der Sandbank auf unserer Tour vorbeipaddeln müssen, so sollten wir das im Idealfall in einem großen Bogen tun. Wir können weiter dazu beitragen, die Seehunde nicht in Panik zu versetzen, indem wir uns langsam nähern und hektische Bewegungen vermeiden. Liegen die Seehunde leeseitig von uns, können sie unsere Stimmen aus erstaunlicher Entfernung hören. Gespräche sollten in dem Fall also auf ein Minimum reduziert werden und in deutlich gedämpfter Lautstärke geführt werden. Haben wir die Wahl, paddeln wir also in Lee an der Seehundbank vorbei, damit der Wind unsere Stimmen von den Tieren wegträgt. Sehen uns die Robben aus ausreichender Entfernung, gleiten sie langsam und ohne Panik ins Wasser. Wenn wir sehen, dass Jungtiere auf der Sandbank zurückbleiben, treten wir schleunigst den Rückweg an oder weichen in einem sehr großen Bogen aus. Dadurch geben wir den Robbenmüttern die Gelegenheit schnellstmöglich zu ihren Jungen zurückzukehren. Sind alle Seehunde im Wasser und kein Jungtier mehr auf der Sandbank, können wir sie weiterbeobachten. Jetzt sind sie wieder in ihrem Element, in dem sie sich nicht nur wohl, sondern auch sicher fühlen.

Wenn wir uns an diese paar einfachen Regeln halten und zwischendrin unseren Kopf gebrauchen, steht einem für alle Seiten stressfreien Miteinander von Robben und Paddlern nichts im Wege. Dabei ist für uns Paddler natürlich selbstverständlich, dass wir uns an die Befahrungsverbote der Robbenschutzzonen und die Regelungen des Nationalparks Wattenmeer halten.

 

 

weitere Informationen findet Ihr auf den Seiten des Wattenmeer Nationalparks:

Informationen zu Heulern im Wattenmeer