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Naturschutzgebiet "Elbe und Inseln" an der Kehdinger und Altländer Niederelbe

Die Elbinsel Schwarztonnensand vor Kehdingen ist ein Idealer Rückzugsort für einheimische Vögel, ein beliebter Rastplatz für Zugvögel und ein Stück Wildnis mitten in Norddeutschland. Sie steht schon seit geraumer Zeit unter Naturschutz, für Wasserwanderer gab es bisher eine Ausnahmegenehmigung zum Anlanden an der Nordspitze.


Die Kehdinger und Altländer Niederelbe zwischen der Hafengrenze in Hamburg und der der Ostemündung zwischen Belum und Balje ist ein ganz besonderer Lebensraum für verschiedenste Tiere und Pflanzen. Insbesondere die hier liegenden Elbinseln bilden ein Stück "unberührte" Wildnis mitten in Norddeutschland und bieten wichtige Brutmöglichkeiten und Rückzugsräume für einheimische Vögel, Rastplätze für Zugvögel und Sandstrände für mittlerweile in der Elbe wieder heimische Seehunde. Die hier vorherrschenden Süßwasserwattgebiete sind weltweit einmalig.

Der Landkreis Stade hat dem Rechnung getragen und im Rahmen der Europäischen Flora-Fauna-Habitat (FFH) Richtlinie den niedersächsischen Teil der Niederelbe sowie die angrenzenden Uferbereiche per Kreistagsbeschluss vom 10.12.2018 und mit Wirksamkeit zum 21.12.2018 unter Naturschutz gestellt.

Zusammen mit dem Nationalpark Wattenmeer, der sich von den Niederlanden bis nach Dänemark entlang der Nordseeküste erstreckt sowie dem Naturschutzgebiet „Untere Oste“ im Landkreis Cuxhaven entsteht so ein zusammenhängender Schutzraum für einzigartige Tier- und Pflanzengesellschaften der Küsten- und küstennahen Uferzonen.

 


Sonnenuntergang auf der Kehdinger Niederelbe zwischen Schwarztonnensand und Barnkug im neu geschaffenen Naturschutzgebiet "Elbe und Inseln".


SeaKayak Kehdingen unterstützt die Einrichtung des Naturschutzgebietes „Elbe und Inseln“ zum Erhalt eines der wenigen verbliebenen naturnahen Lebensraumes für Wildtiere und Pflanzengesellschaften in Norddeutschland. Im Rahmen des Beteiligungsverfahrens zur Einrichtung des Naturschutzgebietes ist von Seiten des Landkreises auf vielfältige Interessen seitens Wassersportlern, Jägerschaft, Angelverbänden, Landwirtschaft und vielen anderen eingegangen worden. Es ist im Rahmen eines solchen Kompromisses verständlich, dass nicht alle Partikulärinteressen gewahrt werden konnten.

Die gute Nachricht ist, dass die Erlaubnis zum Befahren der Bundeswasserstraße Elbe mit Sportbooten (einschließlich Kajaks) durch die Verordnung nicht berührt wird. Wird können also weiterhin auf der Elbe unserem Sport nachgehen. Dies wird in der Beschlussvorlage für den Kreistag klargestellt und ist mir auch noch einmal durch eine Fachexpertise der Wasserschutzpolizei Inspektion Oldenburg bestätigt worden.

Allerdings müssen wir Paddler auch manche Einschränkung hinnehmen, die für uns erst einmal nicht so schön sind. Die bisher geltende Ausnahmeregelung zum Anlanden und Übernachten auf der Elbinsel Schwarztonnensand entfällt mit der neuen Verordnung, die die alte Schutzgebietsverordnung ablöst. Die Elbinsel Hans-Kalb-Sand, für die bisher kein Betretungsverbot galt, ist Teil des neuen Naturschutzgebietes und damit besteht auch hier ab Inkrafttreten ein Betretungsverbot. Die Elbinsel Lühesand darf nur noch an vorgesehenen Anlandestellen betreten werden. Der Strand der Elbinsel Krautsand ist vom Uferbetretungsverbot bis zur Mündung des Ruthenstroms ausgenommen.

Damit sind uns Kanuten einige Anlandemöglichkeiten genommen, aber wir können immer noch legal unseren Sport betreiben und haben mit den bestehenden Slipanlagen in Neuhaus an der Oste, in Wischhafen, dem Strand in Krautsand, dem Sportboothafen in Neuenschleuse sowie der Schwinge in Stade noch hinreichend viele Möglichkeiten, die Niederelbe auch im Bereich des Schutzgebietes zu befahren. Insgesamt überwiegen also die positiven Aspekte der Unter-Schutz-Stellung dieses Stücks norddeutscher Natur.


Der Strand von Hans Kalb Sand ist eine der Uferzonen, die bisher betreten werden durften, jetzt aber unter Naturschutz stehen. Ob es eine Ausnahmegenehmigung zum Anlanden und Betreten für Kanuten und Wasserwanderer geben wird, ist noch nicht absehbar.


Für die Kajak Kurse von SeaKayak Kehdingen bedeutet die Verordnung erst einmal keine große Einschränkung. Landgebundene Anteile finden am und vor dem Strand von Krautsand oder in den Sportboothäfen von Wischhafen, Neuhaus an der Oste oder Neuenschleuse im Alten Land statt. Mit fortgeschrittenen Paddlern ist eine Querung des Elbfahrwassers nach Maßgaben der Seeschifffahrtsstraßenordnung möglich, so dass uns die schleswig-holsteinischen Strände von Kollmar und Pagensand unter Berücksichtigung der dortigen Befahrens- und Betretungsregeln zur Verfügung stehen. Die Naturerlebnisfahrten, deren Ziel es ja ausdrücklich ist, die hier unter Schutz gestellte ursprüngliche Natur zu erleben und zu genießen, sind im Bereich der Bundeswasserstraße Elbe nach wie vor problemlos möglich.

 

Durch die Einrichtung des Naturschutzgebietes gewährleistet, dass die Elbinseln in ihrer ursprünglichen, wilden Form erhalten bleiben und wir Paddler auch in den kommenden Jahren die Gelegenheit haben, hier Seehunde, Seeadler, Kormorane, Seeschwalben, Nonnengänse, Schweinswale und viele andere Tiere zu beobachten. Die Akzeptanz der Schutzstellung naturbelassener Flächen wird in Zukunft noch mehr in das Kursprogramm, von SeaKayak Kehdingen einfließen um einen naturverträglichen Paddelsport weiter zu fördern. Die positiven Aspekte des Bewegens in der ursprünglichen Natur bleiben uns erhalten und werden weiter gefördert. Wir Kajakfahrer können hierbei eine wichtige Rolle als Multiplikatoren zur Akzeptanz der solcher Schutzgebiete spielen, weil wir die Gelegenheit haben, Natur hier hautnah zu erleben und ihre Schönheit vollumfänglich zu genießen. Wir alle paddeln ja typischerweise viel lieber in unberührter Natur als vor Industriehäfen und Abwassereinleitungen.

Wir alle sollten also daran mitwirken, dass das Naturschutzgebiet "Elbe und Inseln" positiv angenommen wird und der Schutzzweck erfüllt wird. Das bedeutet insbesondere, dass wir Paddler uns an die geltenden Regeln halten sollten, das Anlandeverbot respektieren, die Schönheit der wilden Elbinseln vom Kajak aus genießen und möglichst viel darüber Reden, dass der Schutz funktioniert und wie schön es ist, Seeadler und Lachseeschwalben in freier Wildbahn beobachten zu können. Damit dieser Anblick auch nachfolgenden Paddlergenerationen erhalten bleibt.

 

Wir sehen uns auf dem Wasser!

 

Euer Lars


"Sealwatching" vor der Brammer Bank auf der Kehdinger Niederelbe. Das bereits zuvor bestehende Naturschutzgebiet Nordkehdingen ist inklusive der hier lebenden Seehundpopulation Teil des neuen Naturschutzgebiets "Elbe und Inseln".


weiterführende Informationen:

 

neu: Bekanntmachung des Landkreises Stade inklusive gültigem Verordnungstext und Anlagen. 

 

Vorlage für den Kreistagsbeschluss des Landkreises Stade inkl. Link zum Verordnungstext und allen dazugehörigen Karten

 

Stellungnahme des Landes-Kanuverbandes Niedersachsen