Was macht man als Paddler, wenn man im Sommer 5 Tage Zeit hat und paddeln will? Man überlegt sich, ob die Südsee nicht ein geeignetes Revier wäre! OK, nicht Tahiti, da würde die Zeit nicht mal für Hin- und Rückflug reichen. Also die andere Südsee. Die Dänische. Beim Studium der Karte schweift der Blick auch nach links und rechts. Langeland? Könnte man per Fähre von Puttgarden aus erreichen. Und Alsen (Als)? In Sichtweite von Fünen und Ærø, im Süden die Altstadt von Sønderborg, an der Nordküste Weite und viel nichts, im Westen Als Fjord und Als Sund, falls das Wetter gar zu gruselig werden sollte. Im Osten die Dänische Südsee und die offene Kieler Bucht. Da die Wettervorhersage nicht in der Lage war, den Sommer 2018 zu reproduzieren und viel von Wind und Schauern und teilweise Gewittern sprach, war schnell klar, dass Inselhüpfen in der Dänischen Südsee eher nicht angesagt war. Ein Anruf auf dem Campingplatz in Købingsmark und die Antwort, dass eine Reservierung nicht nötig sei, wir sollten einfach kommen, und der Plan war gefasst: Wir fahren nach Als! Mittwoch morgen ging es los, in Flensburg noch „schnell“ aufproviantiert und nachmittags waren wir auf der Insel. Bei Sonnenschein und vergleichsweise warmen Temperaturen haben wir erstmal das Camp aufgebaut – unser Zuhause für die nächsten 4 Tage – und die ersten Vorräte direkt wieder vernichtet. Wir hatten schließlich Urlaub!
Donnerstag morgen, das Tarp flattert und die Wettervorhersage verspricht Wind satt. Zwischen drei und fünf Beaufort, das gibt auf der Ostsee lustige Wellen. Da die vorherrschende Windrichtung West war und sich die Böen recht gut daran gehalten haben, war der Plan für den Tag schnell gefasst. Die Nordküste entlang gen Westen, um auf dem Rückweg mit Wind und Wellen von hinten dahin zu fliegen. Das schöne an der Nordküste von Als ist, dass es sehr weite Strandbereiche gibt, Anlanden zur Mittagspause ist also fast überall möglich. Wir haben uns für einen Strand in der Nähe von Holm entschieden, wo ein Geestkliff für etwas Windschatten gesorgt hat. Der Rückweg gestaltete sich wie erwartet: Teilweise gute Surfwellen und sehr schnell, so dass wir vor dem Campingplatz noch Zeit und Kraft und Muße hatten, ein paar Spielwellen zu suchen.
Der nächste Tag war als der beste (soll heißen: windstillste) des ganzen Zeitraums vorhergesagt. Und noch besser: der Wind sollte auf Ost drehen. Also die Nordküste entlang gen Osten. Gesagt getan, mit wenig Wind und viel Sonne machten wir uns auf den Weg. Vorbei an Stränden, Geestkliffs und Kieselufern bot die Landschaft ein wenig Abwechslung. Hinter dem Tranerodde Leuchtturm wurde das bisherige Uferbild durch den Nørreskov, ein großes Waldgebiet, ersetzt, der sich bis fast nach Fynshav erstreckt. Kurz vor dem Hafen nach grob 10 Seemeilen landeten wir dann an zur verdienten Mittagspause unter Bäumen. Mittlerweile hatte der Wind auch etwas aufgefrischt – und er kam tatsächlich aus Südost! Gut gestärkt und voller Motivation machten wir uns auf den Rückweg, immer auch rückwärtig ausschauend, ob nicht doch die eine oder andere surfbare Welle vorbeikommt. Tranerodde und Lavensby flogen am Ufer regelrecht vorbei, der Wind erreichte jetzt teilweise schon vier Windstärken. Nach über sechs Stunden auf See waren wir zurück in Købingsmark, und auch wenn zum Schluss die Sonne den Wolken einer aufziehenden Warmfront nachgeben musste: ein traumhaft schöner Paddeltag an der Küste von Nordals.
Der Samstagmorgen machte sich dann erst einmal durch lautes Grollen bemerkbar. Am Himmel hatte die Sonne keine Chance, der Wind wusste sich nicht zwischen kräftigem Mittelwind und stürmischen Böen zu entscheiden und immer wieder zogen gewittrige Schauer durch. Kein Wetter, um weit draußen herumzupaddeln, was unser eigentlicher Plan gewesen wäre. Da die Windrichtung wieder auf West gewechselt hatte, wogen wir die Optionen ab. Im Als Sund nach Sønderborg paddeln und einen Altstadtbummel anschließen, in der Dyvig Bucht oder dem Augustenborg Fjord auf Schutz vor den Böen hoffen oder an der Nordküste Wind und Wellen trotzen und bei Gewitter oder Sturmböen schnell am Strand Schutz suchen? Nach langem hin und her entschieden wir uns für die letzte Option und ließen die Kajaks wieder direkt am Købingsmark Strand zu Wasser. Gen Westen wie am ersten Tag zogen die schnittigen Boote durchs Wasser während sich Schauer, Böen und sonnige Abschnitte abwechselten. Stürmische Böen wurden abgewettert, bei auflandigem Wind ca 100m vom Strand entfernt kein großes Problem. Bei Holm, etwas weiter als am ersten Tag, fanden wir einen guten Platz zum Anlanden. Sogar Tisch und Bänke standen für uns bereit, welch Luxus! Ein Steg offenbarte den Blick auf die ausgesetzte Westküste. Bei Windstärke sechs und mehr und Wellen die direkt auf ein Geestkliff zulaufen nicht der Ort, wo wir heute paddeln wollten. Zurück ging es dann wieder mit fliegenden Fahnen vor dem Wind. Gelegentlich durchziehende Böenlinien und Schauer sorgten für Abwechslung und reichlich Surfwellen. Insgesamt ein interessanter und sehr spaßiger Tag auf den Wassern des Kleinen Belts.
Am Sonntag wartete nach morgendlichem Gewitter erst einmal der Abbau des Camps. Zu unserer großen Freude hatten die Wettergötter ein Einsehen und ließen die Sonne scheinen, während die Zelte in ihren Taschen verschwanden. Da auch noch die Rückfahrt anstand, war klar, dass die heutige Paddeletappe kürzer ausfallen würde. Also entschieden wir uns bei nach wie vor frischem Westwind für eine weitere Surf- und Spielsession vor dem Strand von Købingsmark. Gelegentliche Rolleinlagen und Manöver auf und in den Wellen sorgten für Spaß trotz durchziehender Schauer und Böen. Nach einigen Stunden mussten die schnittigen Norse Kajaks wieder ihren Platz auf dem Autodach einnehmen und wir steuerten auf vier Rädern statt auf drei Kielen Deutschland an. So ging ein trotz des nicht durchweg sommerlichen Wetters wirklich toller Paddel-Trip zu Ende. Und wir waren uns einig: Nordals ist ein Paddelrevier erster Güte! Wir kommen sicherlich wieder.
Wir sehen uns auf dem Wasser!
Euer
Lars